Die Stimmung am Tisch ist gereizt. Niemand spricht ein Wort. Schlaftrunkene und schlechte Laune bestimmt den Raum. Wir befinden uns in der Küche des Koffein-Junkies. Und zwar, bevor dieser seinen ersten Kaffee des Tages hatte.
Der Koffein-Junkie ist ein Typ der Extreme: Ohne die minimale Dosis von sieben bis acht Tassen Kaffee am Tag bekommt er regelrechte Entzugserscheinungen. Sein Motto? „Je
stärker desto besser“. Selbst wenn der Löffel dabei senkrecht in der Tasse stehen bleibt. Über seine Milchkaffee trinkenden Mitmenschen kann er nur verächtlich lachen. In dieser Hinsicht ist eine gewisse Verwandtschaft zum
Coffee-Nerd kaum zu leugnen. Der Koffein-Junkie trinkt übrigens bevorzugt doppelte Espressi. Direkt den zweifachen Koffein-Kick – und ein Gang weniger zur Kaffeemaschine.
Morgens müde, abends wach
Meiden Sie den Koffein-Junkie vor dem Genuss seines ersten Kaffees am Morgen bitte weiträumig: Richtig gesellschaftsfähig wird er nämlich erst ab der dritten Tasse. Wenn Sie ihn vorher ansprechen, begeben Sie sich in unmittelbare Gefahrenlage! Der Trick ist, dem Koffein-Junkie prophylaktisch mit einem
Doppio Espresso auflauern. So nehmen Sie ihm den Nörgel-Wind umgehend aus den Segeln.
Der Koffein-Junkie zählt zu der nachtaktiven Spezies der Kaffeetrinker. Mit einer Koffeinkonzentration von etwa 95% im Blut ist das nur natürlich. Seinen eigentlichen Peak erreicht er erst weit nach Mitternacht! Blöd nur, dass alle anderen zu seinen produktivsten Stunden bereits seelig schlafen. Und so geistert der Koffein-Junkie bis in die Morgenstunden durch die Nacht und das Internet. Ausgeruht in den nächsten Tag starten? Eher schwierig. Zum Glück gibt’s Kaffee!
No caffeine, no fun
Ein weiteres untrügliches Erkennungsmerkmal ist der vor Anspannung bebende Tisch im Meetingraum. Stillsitzen fällt dem Koffein-Junkie sichtlich schwer. Besonders in eher uninteressanten Besprechungen bahnt sich seine überschüssige Energie in Form von nervösem Fusswippen oder exzessivem Fingerklopfen ihren Weg hinaus in die Welt.
Der Ursprung seines übermässigen Koffein-Konsums war einst niedriger Blutdruck. Oder ein paar durchwachte Nächte. Irgendwann wurde es schiere Gewohnheit. Mittlerweile hat dieser Typus eine Koffeintoleranz, bei der selbst professionelle Energydrink-Tester staunend den Kopf schütteln. A propos: Im äussersten Notfall von Kaffeeabwesenheit greift der Koffein-Junkie auch mal zum Energydrink: „Sonst werde ich heute gar nicht mehr wach“. Die meisten Tage steuert er deshalb haarscharf an einer Koffeinüberdosierung vorbei. Die tödliche Dosis Koffein liegt bei etwa 10 Gramm täglich. Das entspricht allerdings 200 doppelten Espressi. Und die schafft nicht einmal der Koffein-Junkie.
Zurück am Küchentisch hat sich die Lage wieder entspannt. Der erste Kaffee des Tages wurde zubereitet und verzehrt. Schüchterne Gesprächsversuche nehmen ihren Lauf. Der Koffein-Junkie ist vorerst besänftigt. Aber wir alle wissen: Nach dem Kaffee ist vor dem Kaffee.