Typologie der Kaffeetrinker: Der Coffee-Nerd
Manche mögen Kaffee einfach nur, andere sind wahre Kaffeegenießer und dann gibt es noch die, die das Thema Kaffee vielleicht schon ein bisschen zu ernst nehmen: Die Coffee-Nerds.
Es ist Samstagnachmittag und Sie stehen im Coffee-Shop Ihres Vertrauens. Die Schlange zur Theke ist lang. Heute scheint es ewig zu dauern und nach einigen Minuten sehen Sie auch warum: Vorne fachsimpelt gerade ein junger Mann - natürlich bärtig - mit dem Barista. Es geht um den richtigen Härtegrad des Wassers für seinen Cold Brew. In der Schlange rollen die ersten mit den Augen.
Würde man diesen jungen Herren mit einem Label versehen wollen, es wäre wohl das des „Coffee-Nerds“. Diese Spezies der Kaffeetrinker bekommt allein beim Gedanken an Instantkaffee ein nervöses Augenzucken. Aber was ist ein Nerd eigentlich genau?
Der gemeine Nerd ist nach dem Duden ursprünglich ein „sehr intelligenter, aber sozial isolierter Computerfan“. Im Alltag benutzen wir diesen Begriff meist etwas positiver und bezeichnen damit einen Menschen mit ausgeprägtem Interesse und Begeisterung für Spezialthemen.
Beim Coffee-Nerd ist dieses Spezialthema selbstredend Kaffee. Mit einem fast schon philosophischen Verständnis zelebriert er jede einzelne Tasse seines koffeinhaltigen Lebenselixiers. Während er seinen Kaffee wie bei einer Weinverkostung minutenlang schlürfend durch seinen Mund wandern lässt, schmeckt der Coffee-Nerd Nelkenaroma, Zedernholz und manchmal sogar eine Note von Brombeere heraus. Ein richtiger Geschmacksprofi eben. Die Otto-Normal-Kaffeetrinker freuen sich, wenn sie schmecken, ob die Milch im Kaffee noch gut ist.
Zubereitungs-Skills nahe der Vollendung
Milch im Kaffee toleriert der Coffee-Nerd übrigens nur, wenn es sich um professionelle Latte-Art handelt. Zumindest in Maßen. Besonders die Kombination von Milch und Zucker im Kaffee lassen ihn verächtlich die Stirn runzeln und ziehen einige Belehrungen nach sich wie: „Also sein volles Aroma entfaltet Kaffee eigentlich nur, wenn man ihn schwarz trinkt! “
Auch bei der Zubereitung können Kaffee-Laien viel falsch machen. Deshalb begibt sich der Coffee-Nerd ohne eigenes, hochwertiges Equipment nur sehr ungern außer Haus. Mit seiner geeichten Waage, seinem Thermometer und seiner Handmühle, die keck aus der Sakkotasche herauslugt, ist er auf jegliche Kaffee-Notsituation perfekt vorbereitet. Beim vollendeten Kaffee-Brühvorgang spielt das Thema Wasser eine entscheidende Rolle. Glücklicherweise praktiziert der Coffee-Nerd gleichermassen als Wasser-Guru: Gerne und ausgiebig diskutiert er so mit Ihnen über den Grad der Wasserhärte, die perfekte Aufgußtemperatur und die richtige Drehrichtung beim meditativen Wassereingießen.
Auf die Herkunft kommt es an
In die Tasse des Coffee-Nerds kommt selbstverständlich nicht jeder x-beliebige Kaffee! Nur wenn faire und nachhaltige Anbaubedingungen auf eine professionelle Röstung und Zubereitung treffen, qualifizieren sich die edlen Bohnen für ein Date mit dem Gaumen dieses Kaffeetrinker-Typen. Deshalb passt unser La Laguna hervorragend in sein Beuteschema.
„Ich finde ja wirklich, die Ernte aus Huila schmeckt dieses Jahr um einiges vollmundiger als letztes Jahr “ - der Coffee-Nerd hat ein geradezu unheimliches Plantagen-Wissen! Er nennt Ihnen die besten Single Origin Jahrgänge fast jeder einzelnen Hacienda in Kolumbien und aus dem Abgang seines Espressos schmeckt er die saisonalen Wetterschwankungen der jeweiligen Kaffeeplantage heraus.
Wieder zurück im Coffee-Shop: Die Schlange ist mittlerweile noch länger geworden. Der Coffee-Nerd probiert endlich seinen Cold Brew und murmelt leise ein „Ganz ehrlich, da mache ich mir meinen Kaffee lieber selbst.“ in seinen Bart. Ja, die hohen Ansprüche dieses jungen Herren zu erfüllen, ist sehr schwer. Und ja, manchmal nervt seine besserwisserische Art. Trotzdem können wir einiges vom Coffee-Nerd lernen! Denn eine so ehrliche Leidenschaft für Kaffee und umfangreiches Know-how haben nicht viele. Und wer weiß, vielleicht erwacht ja auch in Ihnen noch irgendwann ein kleiner Coffee-Nerd?
Der Coffee-Nerd
- Woran erkennen Sie ihn? Seine geeichte Kaffeewaage fällt ihm ab und zu aus der Tasche
- Was sagt er zu Ihnen? „Der Espresso hatte im Nachgang ganz klar eine Note von Ahornsirup – und nicht Honig!“
- Was passiert beim gemeinsamen Kaffeetrinken? Er schlägt Ihnen den Zucker aus der Hand.
- Was können Sie von ihm lernen? Tatsächlich sehr viel! Er erklärt Ihnen mit Freuden die Unterschiede zwischen verschiedenen Bohnenröstungen, Mahlgraden und Zubereitungsmethoden
- Wie gehen Sie am besten mit ihm um? Viel reden lassen. Ein wenig zuhören. Und niemals in seine Kaffeezubereitung eingreifen.